Telekom vServer ok?
“Nun bietet die Telekom vServer an…” lass ich auf Twitter und ich dachte na klar doch. Es stellte sich heraus, dass das große T nun nicht nur Webhosting anbietet, sondern, wie so viele nun auch, wirklich virtuelle Server an den wechselfreudigen Webseitenbetreiber bringen will. Server-Virtualisierung ist zum Massenmarkt geworden… Ich dachte mir, einen vServer der Telekom muss ich testen und schrieb das Marketing an. Und siehe da, nach nur wenigen Tagen hatte ich die Brot und Butter Variante Universal Server Starter als “Testgerät”. Ich dachte ich schreibe ein paar Worte dazu, vielleicht spielt ja jemand mit dem Gedanken statt Webspace einen vServer mieten zu wollen.
Mein T-Online vServer kritisch hinterfragt
Also zum Telekom / t-online vServer… beim Universal Server Starter handelt es sich um folgende Konfiguration:
- RAM 512 MB zugesichert
- 1.024 MB dynamisch
- Festplattenplatz 30 GB (RAID 5)
- Traffic 1.500 GB
- IP-Adressen (inkl.) 1
- 10 Domains nutzbar
- Betriebssystem: SuSE Linux 11.1
- Plesk 9.2
- Apache 2.2.10 Webserver
- PHP 5.2.9, Perl, Python
- Statistiktools Webalizer & Awstats
- qmail Maildienst, Horde Webmailer
- und apsstandard
Der Telekom vServer soll monatlich ~ 18 € kosten.
Schauen wir uns das Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zur Konkurrenz an ..
- Arbeitsspeicher 512 MB sicher und bis zu 1024 MB zusätzlich, wenn verfügbar, ist zu dem Preis marktüblich und zweckdienlich –> gut
- Festplattengröße 30 GB gesichert via Raid 5 ist für einen Webserver ok und auf dem Markt eher viel (1und1 = 20 GB, Greatnet = 20 GB… weiteres über die Greatnet vServer siehe vServer kostenlos) aber trotzdem nicht gerade überdimensioniert –> gut
- Der Traffic mit 1,5 Terrabyte direkt am Backbone der Telekom ist mehr als ausreichend, außer man will einen Torrent-Server oder vergleichbares aufziehen will ;) –> 400 bis 500 Millisekunden Reaktionszeit ergeben ein sehr gut
- 10 Domains nutzbar, aber keine Domain inklusive –> etwas dürftig für den einen.. in meinen Augen sinnvoll siehe Fazit
- Zu Suse Linux sage ich nichts, weil ich es persönlich nicht mag. Ich bin Debianer und bleibe es bis zum … Suse Linux ist ausreichend und im deutschsprachigen Raum extrem gut verbreitet, außerdem ist das unwesentlich (siehe später shell-Zugriff) –> ok
- Plesk 9.2 klar besser als Confixx, Webmin oder viele Tüftler-Varianten, aber nicht aktuell (9.3. wäre aktuell) –> via Plesk kann jeder einen Server verwalten bzgl. Domains und Datenbank. Somit gibt es hier ein klares gut
- Mit Apache 2.2 und PHP 5.2.9 inklusive Perl und Python ist der virtual Server wirklich aktuell –> gut
- Awstats ist als Statistik-Programm gut zu gebrauchen und Horde als Webmailer eine Bank für sich (alles andere via apsstandard; siehe unten) –> ok
Für alle visuell Interessierten hier mal ein Blick auf die Administrationsoberfläche des Telekom vServer mit Plesk 9.2 oder sagen wir einfach mein virtuel Server in Bildern :) Plesk bietet die Möglichkeit als Reseller den Server zu betreiben (siehe Screenshot links in der Sidebar). Plesk findet man oft im Bereich der Dedicated Server. Nun werden virtuelle Webserver auch immer öfter damit ausgestattet.
Kommen wir nun zu den Hardware- und Software-Unklarheiten:
Frage: Der kritische Punkt bei einem virtual Server ist, wie viel CPU-Performance ist dem vServer zugedacht? Ein Beispiel, der dogado vServer Medium bietet zugesichert 1000 MHz bei etwa dem gleichen Preis des Telekom vServer. Die meisten der deutschen vServer-Hosting-Anbieter zeigen Grafiken (als Prozentangabe) oder nennen gleich Prozent-Angaben bzgl. Core 2 Duo oder wie in diesem Fall bzgl. eines Xenon. Die Telekom schweigt sich leider aus, aber ich erwartete von der Telekom ähnlich hohe Performance
Bzgl. Informationen fand nur die Angabe: GenuineIntel, Intel(R) Xeon(R)CPU E5320 @ 1.86GHz, was sich natürlich nur auf das Hostsystem, aber nicht auf das Gastsystem bezieht.
Mein Eindruck: Plesk fühlt sich schnell an und die installierte WordPress-Instanz war auch recht schnell, aber eine Kopie eines meiner Blogs zeigte die ersten Probleme bzgl. Geschwindigkeit. Ich sage es mal so, ein WordPress-Nutzer, der einen vServer nimmt hat vielleicht schon etwas 1000 Besucher (oder mehr) am Tag. Bei diesen 1000 kommt es vor, dass vielleicht mehrere ( > 10) das Blog fast zeitgleich oder im Sekundentakt aufrufen. Und genau hier zeigt sich die Performance eines Webservers oder wie in diesem Fall eines vServer der Telekom (oder halt auch nicht).
Hier der Loadtest vom 11.3.2010 für ein WordPress 2.9:
Wie man sieht schafft der virtuele Server auch 10 Besucher gleichzeitig bzw. sogar 20 (Stabilität –> ok), aber 6 Sekunden bei 10 Besuchern ist keine Meisterleistung. Der Versuch von 20 Besucher ist unfair, weil dafür muss ein RootServer oder WordPress mit WP Cache her. Übrigens 5 gleichzeitig schaffte der virtuelle Arbeitsknecht recht flott, was darauf schließen lässt, dass bei hohen Zugriffszahlen die nächstgröße virtuelle Maschine (Universal Server Basic oder soagr Professional) genommen werden sollte.
Frage: Hat der Mieter des Telekom vServer Root- bzw. Shellzugriff?
Antwort: Zu meinem Erstaunen hat man keinen SSH-Zugriff. Defacto muss sich also die Telekom um Updates von Suse Linux kümmern. In einem solchen Fall kann man von einem teilweise Managed vServer sprechen. Ich finde diesen Schritt der Telekom begrüßenswert, weil ein Blogger soll bloggen und nichts Teilzeitadmin spielen, das schafft nur Sicherheitslöcher.
Frage: Auch offen war welcher MySQL-Server bzw.welche Version installiert ist und welche Virtualisierungssoftware genutzt wird (Stichwort Paravirtualisierung via Xen oder wird Parallels Virtuozzo benutzt –> Performance). Da der Apache aktuell war überraschte MySQL – 5.0.67 und phpMyAdmin – 2.8.2.4 nicht sonderlich. Zu Vitalisierungslösung konnte ich nichts heraus finden.
Frage: Aber was zum Teufel ist apsstandard?
Antwort: Ich hatte keinen Plan. Wie sich heraus stelle handelt es sich hierbei um die leichteste und schnellste Art Standard-Anwendungen für das Internet und Intranet, wie WordPress, phpBB, smf, moodle, Drupal, Mambo / joomla ,typo3, 4images, Coppermine…(die apsstandard-Liste ist echt lang), zu installieren die ich persönlich kenne. Ein Beispiel gefällig… WordPress in wenigen Augenblicken installiert.
Es wird gleich eine Datenbank inklusive Benutzer erstellt und man wird nur noch nach Benutzername, Passwort und Email gefragt:
Und schon strahlt mich nach weniger als 10 Sekunden auf dem Telekom vServer ein frisch geborenes WordPress an. Ich kann nur allen Webhostern die Integration dieses Projektes empfehlen. Spitze! Allein dafür hat sich der Testserver gelohnt ;) Ich habe stundenlang Foren- sowie Blog-Systeme und allerlei Php-Skripte installiert und mir in der aktuellen Version angesehen. Übrigens man kann die sogenannten Webapplikations auch genau so schnell deinstallieren!
Testergebnis bzgl. der neuen virtuellen Servern der Telekom
Der Telekom vServer ist kein normaler virtueller Server, weil sich die Telekom um Updates von Suse Linux selbst kümmert. Man hat ja keinen SSH-Zugriff. Ich finde es spitze, dass man nicht den vServer installieren muss, auch wenn ich selbst gerne eine Benutzer-Shell habe, verzichte ich gerne auf die administrativen Aufgaben. Ein Gedanke sei erlaubt, da ich nicht glaube, dass die Linux-Server-Kompetenz in den letzten Jahren unheimlich zugenommen hat, sehe ich die Tendenz zu vServern für einfache Blogs u.ä. sehr kritisch! Meine Anleitung zum Debian Lenny vServer einrichten zeigt, dass die Administration nicht gerade als trivial zu bezeichnen ist. Die meisten Webseitenbetreiber sollten meiner Meinung nach besser normales Webhosting von All inkl. oder anderen Webhostern inklusive guten Support nutzen.
Die virtuelle Maschine der Telekom bietet die Benutzeroberfläche Plesk 9, die übersichtlich, mehrbenutzerfähig und mit dem Plus apsstandard nur als genial zu bezeichnen ist. Liebe Telekom, ich will das Ding bzw. apstandard zum spielen behalten. Biiiiitttteeeeee ;)
Es ist keine Domain im Paket enthalten, was ich persönlich sehr gut finde, weil ich die Verwaltung meiner Internet-Adressen lieber unabhängig vom Hoster oder hier vServer-Hosting habe. Wenn es zu Problemen mit dem Betreiber kommt, dann kann ich jederzeit den Anbieter wechseln und die Domain kann nicht als Geisel genommen werden. Keine Domain im Vertrag ist in meinen Augen von Vorteil und sollte keine Frage des Geldes sein!
Über Hardware und Software habe ich mich ja ausführlich ausgelassen. Alle Programme sind aktuell, was leider bei anderen Anbietern nicht selbstverständlich ist, und alles fügt sich sauber ineinander, was ich in der Vergangenheit von manch anderen alten Telekom Produkten nicht sagen konnte.
Der einzige Kritikpunkt ist, dass die relativ geringe CPU-Power für komplexe PHP-MySQl-Anwendungen beim Universal Server Starter beispielsweise bei gut besuchten Blogs (~ 1000 Besucher / Tag). Hier würde ich den Universal Server Basic (~36€) oder gleich den Universal Server Professional nehmen (~ 54€), diese dürften mehr Dampf haben. UPDATE: Ich habe mir Load-Average angesehen (max. 1.24 bei 10 und maximal 2.1 bei 20 gleichzeitgen Zugriffen / Sekunde ). Ich kann mir aktuell nicht erklären, wieso die Webseiten nicht schneller kommen. Vielleicht die MySQL-Performance? Wahrscheinlich wird hier aber noch nachgebessert, weil das Produkt in meinen Augen ansonsten zu professional gemacht ist als dass man hier schlampt.
Leider konnte ich keinen detaillierten vServer Vergleich durchführen (mit den anderen t-online vServern und mit einem hosteurope vServer, 1und1 vServer… strato, server4you …), weil mir die Vergleichs-Produkte schlichtweg fehlten, was ich aber ändern werde wenn bei Euch Interesse besteht? Vor allem würde mich auch mal ein Windows vServer interessieren.
Insgesamt… ich will mich nicht wiederholen, aber
- ohne Administrations-Aufgaben,
- Plesk mit apsstandard und
- genügend CPU-Power vorausgesetz (ggf. besser den Telekom vServer: Basic oder Professional wählen)
ist der Telekom hier ein vernünftiges Produkt gelungen [Punkt]
Was ich mir natürlich nicht angesehen oder getestet habe ist der Support und auch nicht die FAQs.
Update via ServerSupportForum:
Universal Server nennt die Deutsche Telekom ihren Ableger eines virtuellen Servers. Als gesichert dabei dürfte gelten, dass sowohl Technik als auch Knowhow aus der kürzlich erworbenen Strato AG stammen dürften. So gibt es auch keinerlei Überraschungen bei Sichtung der angebotenen Konfigurationen, die in drei Varianten unterteilt wurden: Starter, Basic & Professional nennen sich die einzelnen Angebote.
Update II: Es handelt sich um T-Systems Know-How.
Update III: Bei meinem T-Online vServer handelte es sich wohl um ein Testsystem, so dass ich keinen SSH-Zugang bekommen habe. Man hat also doch keinen managed vServer, sondern man muss sich selbst um Updates kümmern.
Update IV: Ich habe von der Telekom Technik eine nette Email bekommen, in der sie sich für meinen Test bedanken, meine Kritik nachvollziehen konnten und Besserung bzw. Abhilfe geloben. Ich werde in ein bis zwei Monaten (Stand März 2010) ein neues Testsystem bekommen um mir selbst ein Bild der Fortschritte machen zu können.